Willy Brandt - ein politisches Leben
Willy Brandt war einer der einflussreichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. In unserer Gegenwart wird häufig nach einfachen Lösungen gesucht und der Populismus greift vermehrt um sich. Dies ist das Gegenteil von dem, wofür Willy Brandt sein ganzes Leben lang stand: Er engagierte sich für Partizipation, Dialog, Demokratie und die Begegnung zwischen Menschen. Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zur Person Willy Brandts und zu der Arbeit, die ihm so viel bedeutete – und die immer noch relevant für uns und unsere Zeit ist.
Herbert Ernst Karl Frahm wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren. Er wuchs in Lübeck bei seiner unverheirateten Mutter Martha Frahm auf, die als Verkäuferin arbeitete, in Lübeck auf. Seinen leiblichen Vater, den Lehrer John Möller aus Hamburg, lernte er nie kennen.
1933, als er 19 Jahre alt war, reiste Brandt nach Oslo. In Deutschland war er der linken SPD-Abspaltung „Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands“ beigetreten und im Widerstand gegen die Nationalsozialisten gewesen. Er nahm den Decknamen Willy Brandt an und konnte gleich nach seiner Ankuft in Oslo in den Kreisen der norwegischen Arbeiterpartei Fuß fassen. In Norwegen verfasste er eine Reihe von Artikeln über die Zustände in dem von den Nationalsozialisten beherrschten Deutschland und bemühte sich stets hervorzuheben, dass es ein "anderes Deutschland" gab.
Nach der deutschen Besatzung Norwegens 1940 musste Brandt nach Stockholm flüchten und wurde dort Teil des norwegischen Exils. Er setzte seine Arbeit als Publizist fort, nahm an Debatten zur Nachkriegspolitik teil und entwickelte Ideen zu einem friedlichen Nachkriegseuropa. In Schweden erhielt er auch die norwegische Staatsbürgerschaft, die er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 1947 beibehielt.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland fing seine große Politikerkarriere an. 1949 wurde er Mitglied des Bundestages und während des Kalten Krieges war er von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister Berlins. Die Bilder vom Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Willy Brandts Berlin, als Kennedy seine berühmte ”Ich bin ein Berliner”-Rede hielt, gingen um die ganze Welt.
Brandts langjähriger Kampf gegen den Nationalsozialismus hatte ihm großes Vertrauen sowohl in den westlichen als auch in den östlichen Teilen Europas verschafft und darauf konnte er aufbauen, als er von 1966 bis 1969 Außenminister der BRD war - und auch später, in seiner Zeit als Bundeskanzler von 1969 bis 1974.
1971 wurde er für seine Entspannungspolitik gegenüber Ost-Europa in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm von der Vorsitzenden des norwegischen Nobelausschusses, Aase Lionæs, überreicht, die Willy Brandt ganz am Anfang seiner Zeit im norwegischen Exil kennengelernt hatte.
Als 1989 die Berliner Mauer fiel und nicht nur Deutschland, sondern auch Europa wieder zusammenwachsen konnte, konnte Willy Brandt die Früchte seiner “Ostpolitik” bezeugen. Am 3. Oktober 1990 war er persönlich während der Feier zur Wiedervereinigung anwesend.
Sein ganzes Leben lang hielt Willy Brandt den Kontakt zu Norwegen aufrecht und pflegte seine Norwegischkenntnisse. Die Jahre in Norwegen hatten ihn für sein ganzes Leben geprägt. Wie aus dem von Professor Einhart Lorenz verfassten Artikel "Willy Brandt und Oslo" (s. oben aufgeführter Link "Willy Brandt und Norwegen) zu entnehmen ist, lernte Willy Brandt viel in Norwegen gelernt, aber er konnte auch den Norwegern viel beibringen. Als Politiker in Deutschland wurde er von seinen norwegischen Kollegen unterstützt und selbst setzte er sich nicht nur in Deutschland, sondern auch international, für die Interessen Norwegens ein.
Eines Besuches wert
Die Bundeskanzler Willy-Brandt-Stiftung wurde 1994 gegründet und gehört zu den fünf Politikergedenkstiftungen, die die Bundesrepublik Deutschland geschaffen hat. Sie ist die überparteiliche Institution in Deutschland, die an den sozialdemokratischen Politiker, herausragenden Staatsmann und Friedensnobelpreisträger erinnert. Die Stiftung ist auch Trägerin von zwei empfehlenswerten Museen, die umfassende Auskünfte über Willy Brandt und sein Leben geben: "Das Forum Willy Brandt Berlin" und "Das Willy-Brandt-Haus" in Lübeck:
Das Forum Willy Brandt Berlin in der Behrenstraße 15, 10117 Berlin, ist ein Ort historischer Bildung und politischer Information. Im Mittelpunkt steht die Dauerausstellung „Willy Brandt – Politikerleben“. Brandts Jahre im skandinavischen Exil, seine Tätigkeit als Regierender Bürgermeister von Berlin, sein Wirken als Außenminister und als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sowie sein Engagement als Elder Statesman werden durch zahlreiche Objekte aus seinem Nachlass und ein großes Multimedia-Angebot anschaulich dargestellt. Persönliche Dokumente und Familienbilder ermöglichen Einblicke in sein privates Leben. Es werden Führungen und Workshops für Gruppen angeboten. Zudem finden im Forum regelmäßig Veranstaltungen zu historischen und aktuellen Themen statt.
Das Willy-Brandt-Haus in der in der Königstraße 21 der Lübecker Altstadt erinnert an Willy Brandt, der im Arbeiterviertel St. Lorenz geboren wurde. Den Anstoß zur Gründung des Museums soll Günter Grass gegeben haben, der den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder für die Idee gewinnen konnte. Daraufhin nahmen die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung Berlin und die Hansestadt Lübeck gemeinsam die Planungen für eine Gedenk- und Bildungsstätte in Angriff und am 18. Dezember 2007 wurde das Museum mit der Dauerausstellung "Willy Brandt - Ein politisches Leben im 20. Jahrhundert" feierlich eröffnet. In großzügigen Räumlichkeiten man dort das 20. Jahrhundert von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung auf seinen den Spuren erkunden.
WEITERE INFORMATIONEN ÜBER WILLY BRANDT
Die große Willy-Brandt-Online-Biografie
Die umfassende multimediale Online-Biografie über Willy Brandt wurde 2017 fertiggestellt. Die Biografie wurde von der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung in Berlin erarbeitet, in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Norwegischen Willy-Brandt-Stiftung. Die Biografie ist in den drei Sprachfassungen Deutsch, Norwegisch und Englisch erstellt und präsentiert das bewegte und faszinierende Politikerleben Willy Brandts.
Die Online-Biografie über Willy Brandt
Zitate und Reden
Zitate von Willy Brandt, seine bedeutensten Reden sowie Stimmen über ihn.
Video & Audio
Video-Sammlung der Online-Biografie über Willy Brandt.
Audio-Sammlung der Online-Biografie über Willy Brandt.
Die lange Willy Brandt Nacht. ARD, 18.12.2013
100 Jahre Willy Brandt: Festakt in Lübeck am 12. Dezember 2013, Phoenix.
Seine Worte bewegten die Welt. NDR.
Jahresrückblick 1974: Willy Brandt tritt zurück. Tagesschau, ARD
Aus deutschen Medien
Der andere Deutsche. Die Zeit, 19.11.2013.
Marcel Reich-Ranicki zum Tod von Willy Brandt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.1992.
Porträt von Willy Brandt. ARD, 28.03.2017.
Willy Brandt - Regierender Bürgermeister vom 03.10.1957 bis 01.12.1966.
Die Vertrauensfrage am 20. September 1972. Bundeszentrale für politische Bildung, 19.09.2012
Willy Brandt - Kanzler und Weltbürger. NDR.de 10.12.2013.
Erinnerungen an Willy Brandt. NDR.de
Weitere Quellen
Litteratur
Dokumente und Objekte